Maltherapie

Maltherapie
Indem der Patient sozusagen sich selber malt, kann er sich selbst gestalten.C. G. Jung

Das Konzept einer Maltherapie nach C.G. Jung baut auf der natürlichen Entfaltungstendenz eines jeden Lebewesens auf. Es setzt auf die Fähigkeit, zu wachsen, sich zu entwickeln, auf die Fähigkeit zum Überwachsen der Probleme durch eine immer differenziertere Entfaltung der besonderen Gestalt, auf die eine jede und ein jeder von uns angelegt ist.

Eines der großen Symbole, in denen auch Jung diesen Prozeß immer wieder darstellt, ist der Baum. Jungs Menschenbild und das ihm entsprechende Therapiekonzept läßt sich im Bild des Wachstumsprozesses eines Baumes verstehen.Wachstumsstörungen zu heilen hieße dann nichts anderes, als die Wachstumskräfte dieses Baumes zu entbinden, zu unterstützen und zu stärken.

Emotionen in Bildern ausdrücken

Nach Jung sind es die inneren Bilder, die Symbole und die Träume, die für diesen Prozeß wegweisend sind.

In seinen Erinnerungen schreibt er:

"Wann immer ich in meinem späteren Leben stecken blieb, malte ich ein Bild oder bearbeitete ich Steine, und immer war dies ein Rite d'Entree, ein Eingangsritus für nachfolgende Gedanken und Arbeiten".

Jung versuchte von da an bewußt, seine Emotionen auszuphantasieren und Bilder für sie zu finden.

Sein Therapieziel formulierte er folgendermaßen:

„Die Wirkung auf die ich hinziele, ist die Hervorbringung eines seelischen Zustandes, in welchem mein Patient anfängt, mit seinem Wesen zu experimentieren, wo nichts mehr für immer gegeben und hoffnungslos versteinert ist, eines Zustands der Flüssigkeit, der Veränderung und des Werdens. Indem der Patient sich selber malt, kann er sich selbst gestalten".

Jedes Bild ist also nach Jung im Grunde ein Selbstbild, und indem man an diesem Bild gestaltet, arbeitet man auch an sich selbst, an der eigenen Wesensgestalt. ,

Das schöpferische Kind

Der Gestaltungsvorgang ist ein kreativer Prozeß und insofern ein innovativer, ein Veränderungsprozeß, in dem etwas Neues entsteht. Als kreativer Prozeß hat er teil an der integrierenden und erneuernden Rückwirkung auf die Psyche, zunächst den Ich-Komplex und das Selbstwertgefühl. Der Malende hat etwas produziert, was er zeigen, worüber er auch mit anderen sprechen und kommunizieren kann. Das schöpferische Kind in ihm hat sich wieder gerührt. Indem sich das schöpferische Kind wieder rührt, konstelliert sich zugleich ein weiteres wesentliches Symbol, der Kind- Archetyp, der große Heilungskräfte entbinden kann. Der Archetyp des Kindes ist ein Symbol des Werdens und der Zukunft.

Heilende Beziehung

Tragende Grundlage dieses Geschehens ist der Begegnungs – und Beziehungsvorgang zwischen dem Therapeuten und dem Klienten als die Konstellaton einer Vertrauensbasis,eines „Gefäßes", eines geschützen Raumes, in dem Gestaltung erst geschehn kann. Dabei ist das Heilende nicht nur die Beziehung, sondern die auch dieser Beziehung entsprungene Botschaft aus dem Unbewußten des Klienten, von diesem sichtbar gemacht und zum Bild gestaltet.

Die Maltherapie mit einzelnen und in Gruppen hat sich vorallem bei der Behandlung und Nachbehandlung von Suchtkranken, Angstkranken,sowie bei der Trauerbewältigung und der breiten Skala von psychosomatischen Erkrankungen sowie depressiven und nicht zuetzt auch von narzißtisch gestörten Menschen bewährt.

Malen und Gestalten ist aber auch das Mittel der Wahl, um den natürlichen Individuationsprozeß bei allen an ihrer Entwicklung interessierten Menschen zu fördern, ob im prophylaktischen Sinn, um Entwicklungshemmungen und Störungen vorzubeugen und aufzufangen, oder auch einfach im Sinne der kreativen Selbstgestaltung, aus Freude am Schöpferisch – Sein.

Es ist somit auch für alle, die im Wege des freien Malens an der Entwicklung und Entfaltung ihrer kreativen Potentiale interessiert sind, besonders hilfreich.